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Wenn
der Schwimmbadreiniger die Wand hochklettert
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Wieder
mal war Schmalclub, und manch einer durfte, beraten von Frau Grein,
seine erste Tupperware-Party erleben.Meine erste Tupper-Party! Und
kein Zweifel: Die "Eidgenossen" in pastelligem Design,
die Frau Grein, jetzt wohl meine persönliche Tupper- Beraterin
präsentiert, sind heute im "Hits für Freunde"-Paket
ein echtes Schnäppchen. Das ideale Weihnachtsgeschenk, wenn
ich nur jemanden kennen würde, dem ich so was schenken könnte.Ab
jetzt jedenfalls heißt es: "Alles wird eingetuppert und
dann in den Gefrierschlaf geschickt." Schon überzeugt,
auch wenn die Dinger so richtig hübsch nicht sind. Dafür
gibts 30 Jahre Garantie. Die Firma "Bofrost" übrigens,
wenn wir schon beim Einfrieren sind, liefert nicht nur Tiefkühlzeugs
nach Hause, sondern hat im Winterangebot auch allerlei Pralinen
und Kekse. Von besonderer Qualität, das kann Herr Boquoi, zuständiger
Bezirksvertreter, mittels jeder Menge Kostproben glaubhaft versichern.
Vielleicht
aber war das Urteilsvermögen auch schon etwas eingeschränkt,
denn drüben gabs einen Wein zu verkosten, für den
noch ein eigener Name gesucht wird. Schnell noch ein paar Tropfen
Essig probiert "Der Plaumen-Cognac-Essig ist unser Renner."
Das glaub ich gern. Und günstig ist er, zumindest vergleichsweise.
Denn die Forsyth-Insel (ohne "e" am Ende) kann man zwar
auch kaufen, aber ich wohl erstmal nicht, vielleicht in ein paar
Jahren. Das gilt auch für "Dolphin", den vollautomatischen,
mikroprozessorgesteuerten Schwimmbadreiniger, der an jeder Wand
hochklettert. Aber nicht in Duschen, insofern brauch ihn eh
grad nicht. Umsonst ist nur der Tod, na ja und andere letzte Dinge:
Zwischen Gebrauchtwagen und so einer Art moderner Heimorgel werden
auch Religionen feilgeboten. Bruder Paulus in seiner Kutte preist
mal wieder den Katholizismus und hat dazu eine PowerPoint-Präsentation
auf dem Laptop mitgebracht. Nebenan wird auch Buddhismus und Islam
kompetent und freundlich angeboten.
Beim
"Schmalclub" im Bockenheimer Depot, wie immer organisiert
von Studierenden der HfG Offenbach, gabs diesmal die weite
Wunderwelt des Verkaufens zu bestaunen, und da scheint sich seit
den Tagen der "Blume der Hausfrau" doch einiges getan
zu haben: Vertreter für dies, Vertreter für jenes (hab
ich die Rüttelmassage, die Akupunkturnadeln und die Kosmetik
schon erwähnt? Und die Eintracht- neben den Kickers- Fans?).
Vertreter eines Glaubens, Vertreter einer Firma, Vertreter eines
Landes (das kirgisische Konsulat!) und Vertreter für
einen selbst. Doch der rothaarige, gut gekleidete junge Mann, der
uns versprochen war, um uns für eine halbe Stunde bei einem
unliebsamen Gesprächspartner zu vertreten, kam leider nicht.
Ließ sich nicht einmal vertreten. Nicht jeder der Handlungsreisende
blieb übrigens den Abend so gut gelaunt, wie jener Angelhändler,
der seine schnittigen Gummifischköder fröhlich ein ums
andere Mal ins Aquarium warf. Denn wenn keiner kauft, ist das Verkaufen
natürlich nicht mal halb so schön.
Florian
Malzacher
Frankfurter Rundschau
07.12.01
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